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Loreley

Die Entstehung des Rheintals
Wo sich heute der Rhein durch sein enges Bett im rheinischen Schiefergebirge zwängt, befand sich einst das Delta eines Flusses, der hier in ein flaches Meer mündete.
Dabei lagerten sich mehr oder weniger dünne Schichten von Sand und Ton ab, aber auch Tonschieferlagen. Diese schließlich tausend Meter dicken Sedimente verfestigten sich im Laufe der Jahrmillionen zu Gesteinsschichten, die übereinander geschoben, verfaltet und in ihrem Innern verändert wurden. So nahmen dann die feineren Gesteine schließlich die Struktur eines Blätterteigs an - man spricht von Verschieferung. Die leicht spaltbaren Platten wurden seit der Römerzeit in Steinbrüchen herausgearbeitet und zur Dachdeckung verwendet, ehe nach dem 2. Weltkrieg die Gruben nach einer kurzen Blüte endgültig geschlossen wurden. Während sich die einstigen Sedimentschichten im Laufe der Erdgeschichte allmählich hob, arbeitete sich der Rhein durch Erosion immer tiefer in die Gesteinsschicht, so dass sein Bett heute bis 130m unterhalb der Hochebene liegt.

 

 

Schifffahrt auf dem Mittelrhein

Bereits vor der Zeit der Römer war der Rhein, wie auch heute noch, eine wichtige Handelsstraße. Bis Mitte des 19. Jahrhunderts ließ man sich rheinabwärts von der Strömung treiben, unterstützt durch Rudern oder Segeln. Gegen die Strömung genügten die beiden Antriebsarten meist nicht, erst recht nicht auf der strömungsreichen "Gebirgsstrecke" zwischen Koblenz und Bingen. Hier behalf man sich mit Treideln: Die Schiffe wurden vom Ufer aus von Menschen, später von bis zu 24 Pferden und Zugochsen gezogen, die sich auf speziell angelegten "Leinpfaden" vorwärts bewegten. Besonders gefährlich aber war die Talfahrt, bei der die Strudel und Felsen am Binger Loch und am Fuß der Loreley gefürchtet waren. Zahlreiche Klippen wurden den Schiffen und besonders den Flößen zum Verhängnis. Wegen dieser damals unberechenbaren Gefahr und des berühmten Echos, das man als Stimmen von Berggeistern deutete, welche die "Schiffigen" ins Verderben locken wollten, betrachtete man den Felsen als den Sitz unheimlicher Mächte.

Die größte Gefahr drohte den Flößern, die riesige Gebinde aus dem Schwarzwald und dem Spessart in Richtung Holland bugsierten, wo das Material für den Schiffbau wie für den Aufbau der Handelsstädte Verwendung fand. Dabei befuhr man die gefährliche Gebirgsstrecke ab Mainz zumeist mit kleineren Flößen, die erst in Koblenz wieder zu größeren zusammengefasst wurden. Neben einer großen Anzahl von Ruderknechten und Arbeitern beherbergte ein solches "Holländerfloß" viele Auswanderer, welche es als preiswertes Beförderungsmittel nach Rotterdam benutzten. Sie alle, bis 600 samt ihrem Gepäck und Vorräten für mehrere Wochen, fanden in meist mehr als zehn geräumigen Hütten Platz, die man in der Mitte eines solchen Ungetüms aufgebaut hatte.

Um die Schiffahrt nicht zu gefährden, fuhr jedem Floß ein "Wahrschauer" voran. Sein Ruderboot, das etwa eine Stunde Vorsprung vor dem Floß hatte, warnte die aufwärts fahrenden Schiffe mittels einer rotweiß gewürfelten Flagge. Zudem hatte der Wahrschauer die Aufgabe dafür zu sorgen, daß die Brücken geöffnet und der vorgesehene Liegeplatz freigehalten wurde.

Ab dem 17. Jahrhundert begann man die Hindernisse bei der Loreley und das Binger Riff schrittweise zu beseitigen, doch wurden die Schiffe zunächst noch von ortskundigen Lotsen geführt.

Nachdem das Dampfschiff "De Rijn" 1825 erstmals die Gebirgsstrecke aufwärts überwunden hatte, wurde die Schiffsreise ungefährlicher und komfortabler, die Treidler wurden überflüssig. Mitte des 20. Jahrhunderts schließlich verdrängten Dieselmotore den Dampfantrieb auf Schleppern, Schub- und Ausflugsschiffen. Nach dem weiteren Ausbau der Strecke zwischen 1964 und 1976 und der Einführung moderner Navigationstechnik schloss 1988 die letzte der vormals drei Lotsenstationen auf diesem Rheinabschnitt.

Fischfang im Rhein

Bedeutend war in früherer Zeit auch der Fischfang im Rhein. Vor der Zeit der Industriealisierung wanderten Jahr für Jahr Schwärme von Lachsen den Strom aufwärts, um in ihrem Geburtswasser zu laichen. Der über 30m tiefe, überschattete Stromabschnitt der Loreley galt als der beste Fanggrund am Rhein innerhalb Deutschlands. Der Erlös vom Verkauf dieser Lachse oder Salme war die Haupteinnahmequelle der Fischerfamilien. Obwohl die Hälfte des Geldes an die Staatskasse abzuliefern war, blieb manchmal noch ein hübsches Sümmchen wie sicherlich bei der Ausbeute der Brüder Philip und Daniel Klein, die am 3.4.1873 auf ihrem ererbten Fischgrund 20 Salme mit zusammen 250 kg Gewicht fingen. Doch bereits um die Jahrhundertwende wurde kein einziger Salm mehr gefangen.

 

 

 

 

Sagenhafte Loreley

Die Loreley war seit langem als markanter Fels am beengten Flußlauf bekannt, von dessen Steilwänden sich das Echo eines Rufs, eines Pistolenschusses oder eines Trompetensignals mehrfach brach, und zu dessen Füßen Klippen und Wirbel die Schiffahrt gefährdeten.

Brentano übertrug im Jahr 1800 erstmals den Namen Loreley auf eine Frauengestalt, die "Lore Lay", und lenkte damit die Sagen, Gedichte und Lieder in eine neue Richtung. In seinem Gedicht "Zu Bacharach am Rheine" erzählt er von der schönen Zauberin, die, von ihrem Geliebten verlassen, vom Bischof in ein Kloster geschickt werden soll. Unterwegs überredete sie ihre drei ritterlichen Begleiter, noch einmal auf den Loreley-Felsen steigen zu dürfen. Von dort stürzt sie sich in die Tiefe. Auch die Ritter kommen beim Abstieg ums Leben. Richtig berühmt wurde die Loreley aber erst durch Heinrich Heines Gedicht "Ich weiss nicht was soll es bedeuten" (1824) und besonders dessen Vertonung durch Friedrich Silcher 1838. War sie bei Brentano eine ungücklich Verliebte, die sich vom Felsen ins dunkle Wasser stürzt, so hat sie sich bei Heine zu einer sinnlichen Verführerin gemausert, der die Männer reihenweise zum Opfer fallen.

 

Ich weiß nicht, was soll es bedeuten

(Heinrich Heine 1823)

Ich weiß nicht, was soll es bedeuten,
dass ich so traurig bin.
Ein Märchen aus uralten Zeiten,
das geht mir nicht aus dem Sinn.

Die Luft ist kühl und es dunkelt,
und ruhig fließt er Rhein;
Der Gipfel des Berges funkelt
im Abendsonnenschein.

Die schönste Jungfrau sitzet
dort oben wunderbar,
ihr goldenes Geschmeide blitzet,
sie kämmt ihr goldenes Haar.

Sie kämmt es mit goldenem Kamme
uns singt ein Lied dabei.
Das hat eine wundersame,
gewaltige Melodei.

Den Schiffer im kleinen Schiffe
ergreift es mit wildem Weh;
er schaut nicht die Felsenriffe,
er schaut nur hinauf in die Höh´.

Ich glaube, die Wellen verschlingen
am Ende Schiffer und Kahn;
und das hat mit ihrem Singen
die Loreley getan.

 

Geschichte rund um die Loreley

1200 v. Chr. Die Kelten errichten eine Fliehburg auf dem Loreley-Plateau über dem "Ryn"
50 v. Chr. Die Römer sind die Herren über das Rheintal
um 550
Der heilige Goar, Namensgeber der Schwesterstädte, lebt in einer Felshöhle über dem Rhein
1245 Graf Diether V. von Katzenelnbogen lässt die Rheinfels als Zollburg erbauen.
1251 St. Goar im Besitz der Grafenfamilie, 1284 auf St. Goarshausen
1255/56

 

Wegen Erhöhung des Rheinzolls zieht der Rheinische Städtebund mit einem stattlichen Heer gegen die neue Burg, muß jedoch nach über einem Jahr die Belagerung erfolglos abbrechen.
1264 Graf Diether V. wohnt auf Burg Rheinfels
Ende 14. Jahrh. Die Grafen lassen die Burg Neu-Katzenelnbogen, "Katz" genannt, errichten
1479
Das Geschlecht derer von Katzenelnbogen stirbt aus. Ihre Erben, die Landgrafen von Hessen, lassen die Burg Rheinfels zur Festung ausbauen.
1567 Landgraf Philipp II. von Hessen-Rheinfels residiert prunkvoll auf der Burg
ab 1684
Truppen des französischen Königs Ludwig XIV. versuchen wiederholt vergeblich, die Schwesterstädte und ihre Burgen zu erobern.
1797 Französische Truppen schleifen die Feste Rheinfels bis auf den Grund
1800
In einer Ballade des romantischen Dichters Clemens Brentano wird der Felsen der Loreley erstmals als Name einer Frau genannt.
1806 Napoleon läßt die Burg Katz zerstören.
1824
Heinrich Heine veröffentlicht sein Loreley-Gedicht. Mit der Melodie Friedrich Silchers (1838) macht es den Felsen berühmt als Sinnbild der Rhein-Romantik.
1848/50 Bau der Rheinstraße durch St. Goarshausen
1859/62 Bau der Bahnstrecke durch den Loreley-Felsen.
vor 1900 Errichtung einer Gaststätte auf dem Grund des heutigen Hotels